Tauben – eine Plage oder ein Symbol für den Frieden?
Grüne Jugend: „Es muss eine nachhaltige und tierschutzgerechte Lösung gefunden werden.“
Von dem einzigen Symbol für Frieden, Sanftmut und Treue ist in unserer heutigen Gesellschaft nicht viel übrig geblieben, denn heute assoziieren die meisten mit der Taube Krankheiten und Schmutz. Doch was ist wirklich dran an den Gerüchten, die nicht aus unseren Köpfen verschwinden wollen?
Beginnt man mit dem Thema Krankheiten an, sollte man sich erstmal vor Augen führen, dass alle Lebewesen in der Lage sind Krankheiten zu übertragen. Einige Aussagen offizieller Stellen klären die Ängste und bestätigen, dass eine gesundheitliche Gefährdung durch Tauben nicht größer ist, als die durch Zier- und Wildvögel sowie durch Nutz- und Liebhabertiere (1989, Prof. Dr. Dr. Großklaus, ehem. Präsident des Bundesgesundheitsamtes; bestätigt 1997 durch das heutige Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in Berlin).
Betrachtet man als nächstes das Thema Gebäudezerstörung, so muss man feststellen, dass es über eine besonders ätzende Wirkung des Taubenkots keine fundierten Aussagen gibt; hinzuzufügen ist außerdem, dass die Ursache der Gebäudezerstörung- vor allem an historischen Objekten erst in den letzen Jahrzehnten problematisch geworden ist und primär aus Luftschadstoffe und den daraus resultierenden sauren Regen zurückzuführen ist.
Das sind die Fakten, auf die man sich beruft. Sicherlich gibt es jetzt einige Skeptiker, die das alles ganz anders sehen. Aber in einem Punkt sollte man sich wohl alle einig sein, nämlich das das Verbot zur Fütterung der Stadttauben seinen Sinn und Zweck nicht erfüllt hat. Denn Tauben werden erwiesener Maßen als Haustiere eingestuft und sind auf die Hege durch den Menschen angewiesen. Die Tiere sind aufgrund ihrer Standorttreue, ihres eingeschränkten Aktionsradius sowie ihrer genetischen Veranlagung nicht in der Lage, außerhalb der Städte zu existieren.
Auch die Anbringung von Abwehrmaßnahmen an Gebäuden ist sehr kostenintensiv und führt zu einer Verlagerung des Problems, nicht aber zu einer Lösung. Die Tauben werden dadurch lediglich gezwungen, auf benachbarte Standorte auszuweichen. Die Konsequenz daraus ist folglich, dass die Tauben auf immer weniger Raum leben. Hierdurch kommt es zu einer Konzentration auf nicht mit Abwehrmaßnahmen versehenden Häusern. Dabei sei hier mal ganz außer Acht gelassen, dass Spikes, Netze sowie Klebepasten schwere Verletzungen bei den Tieren verursachen.
Über diese Dinge lassen sich sicher mit einigen Taubengegnern ewig lange Diskussionen führen, aber wirklich weiter helfen tun diese nicht. Der Ärger über „verkotete“ Balkone sowie die Notwendigkeit einer Bestandskontrolle der Stadttaubenpopulation wird hier nicht in Frage gestellt. Wichtig für eine Problemlösung ist jedoch, dass Zusammenhänge und Ursachen erkannt und tierschutzgerechte sowie nachhaltige Lösungen gefunden werden.
Die Mehrheit der Bevölkerung ist sich wohl einig, dass es in Saarbrücken auf der Hand liegt, etwas zu tun. Denn der jetzige Zustand ist weder für die Tiere noch für die Menschen zu ertragen.
Christian Klein, Landesvorsitzender der Grünen Jugend Saar: „Als erwiesener Maßen gelungenes Projekt sollten uns die Stadt Aachen Vorbild sein.“ Dieses sog. Aachener Modell startete im Dezember 1995. Als Grundlage einer effektiven Arbeit diente ein integratives Konzept, das die Errichtung von Taubenschlägen, kontrollierten Futterstellen, Verminderung der Zuwanderung von Außen durch Brief und Rassetauben sowie der Einsatz einer unschädlichen Taubenpille. Die Tötung der Tauben wurde eingestellt und als Bilanz stellte sich die Errichtung von Taubenschlägen und Futterstellen als die wirkungsvollste Alternative zur Bestandskontrolle heraus. Der Landesvorstand der Grünen Jugend Saar und die Tierversuchsgegner Saar sind sich einig, dass auch im Saarland etwas passieren muss. „Wir werden uns dafür einsetzen, das Projekt der „Bundesarbeitsgruppe Stadttauben“ in Saarbrücken fortzuführen und durchzusetzen“ so Klein wörtlich. „Denn dies ist die beste Alternative Mensch und Tier glücklich in einem Lebensraum zu vereinen.“
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